Gender-Balance visualisiert

Moritz Stefaner hat sich damit beschäftigt, wieviele Frauen es im Bereich Daten-Visualisierung gibt, und wieviele zu dem Thema bei Konferenzen sprechen. Praktischerweise hat er das visualisiert:

gender-balance

Jedes Viereck ist eine Konferenz, braun sind die Männer, grün die Frauen. Dies hier ist nur ein Screenshot, aber bei ihm könnt Ihr noch ein paar Details anzeigen lassen, etwa wie sich das Verhältnis verändert (kaum), oder wie der Vergleich große und kleinere Konferenzen aussieht:

Gender balance in conferences on data visualization, creative code, information graphics

Das wäre auf jeden Fall ein praktisches Hilfsmittel auch für andere Themenfelder.

(Danke Lorenz!)

Sie kann sprechen

medium_4718590913Häufig bei Konferenzen, Podien, Talk-Shows reden mehr Männer als Frauen*. Oft auch nur Männer. Begründet wird das damit, dass es keine oder zuwenig kompetente Frauen im jeweiligen Gebiet gebe. Manchmal stimmt das, meistens nicht. Wer als kompetent gesehen wird, hängt natürlich auch von der Perspektive der Betrachenden ab.

Zum Thema gehört auch die Frage, wie interessante Podien gestaltet werden. In den allermeisten Fällen reden die, die immer zu einem Thema reden. Häufig langweilt das einen großen Teil des Publikums. Das liegt oft daran, dass ‚große Namen‘ her müssen, dass für die Organisation wenig Zeit da ist, dass im Spezialgebiet XY keine Frauen zu finden sind, dass innerhalb eines bestimmten Kreises von etablierten Leuten Neue wenig Chancen haben. Wer viel redet, wird auch viel eingeladen.

Das sind nur einige der Aspekte, die eine Rolle spielen. Natürlich geht es nicht nur um Frauen, sondern um alle, die keine weißen, deutschen, akademischen Männer im mittleren Alter sind.

Natürlich ist die Quote nicht, was irgendwen glücklich macht, gut erklärt gerade von Antje Schrupp: Frauen in Zeiten der Quote . Das heißt aber nicht, dass die Zahlen deswegen keine Rolle spielten.

Irgendwann letztes Jahr gab es den Versuch, eine ‚Speakerinnen-Plattform‘ zu starten, die Weiterentwicklung der Speakerinnen-Liste bei netzfeminismus.org. Der erste Versuch ist erstmal baden gegangen, aufgegeben ist die Idee aber nicht. Es fehlt derzeit an etwas Geld, an Webdesign und Motivation, aktiv mitzuarbeiten an etwas, das eigentlich relativ überschaubar ist: eine Datenbank mit Frauen, die zu bestimmten Themen reden können und wollen, thematisch nicht eingegrenzt. Der Bedarf ist eindeutig da, Interesse auch. Falls es also noch Interessierte gibt, die hier gern ein bisschen Energie reinstecken wollen: bitte meldet Euch per Mail oder Kommentare.

In der Zwischenzeit zählen wir weiter Frauen. Anne Schüssler hat das im März sehr schön beschrieben:

Die Ungleichbehandlung von Mann und Frau ist heute deutlich subtiler und man muss da schon eher im Detail gucken und sich im Zweifelsfall dann eben über kleine Dinge aufregen, die eigentlich gar nicht schlimm sind, wenn sie nicht Teil eines viel größeren Problems wären.

Deswegen zähle ich Frauen.

Ich zähle Frauen, wenn ich in irgendwelchen Meetings bin, wenn ich auf Konferenzen bin, wenn ich die Liste der Speaker für irgendeine Konferenz vorliegen habe (und die nicht zwingend technisch sein muss), wenn ich eine Fachzeitschrift durchblättere, wenn ich Fernsehen gucke oder einfach nur die Fernsehzeitung durchblättere, und in vielen anderen Situationen. Und meistens ist die Zahl, die dabei rauskommt sehr traurig.

Ich zähle auch sehr oft, und habe deswegen jetzt ein eigenes Blog dafür angefangen, um die Zählereien zu dokumentieren und mit ein bisschen Material anzureichern. Wer auch ab und zu zählt und damit hier verewigt werden möchte: SEHR gern! Genauso interessiere ich mich für gute Texte, Bilder, Videos, Cartoons zum Thema.

Warum ich damit heute angefangen haben? Weil beim tazlab heute in Berlin nur 36% Frauen waren. Wenn ich mich nicht verzählt habe. Aber viel mehr waren es jedenfalls nicht.

 

* Mit Frauen meine ich der Einfachheit halber alle, die sich selbst als eine sehen

Foto: Alexa Clark, Flickr, CC-BY-NC-Lizenz